Vier Männer im Luftsporturlaub – International Gliding in Klix

Vom 28. April bis 5. Mai 2012 fand in Klix der diesjährige „KLIX International Gliding Cup“ statt. Teilgenommen haben unsere Fluglehrer Thomas und Jochen – Thomas mit seiner Standard Libelle (Kennzeichen „1J“) in der Clubklasse und Jochen mit dem vereinseigenen Duo Discus X („72“) in der Rennklasse. Matthias und Christian unterstützten Jochen als Co-Piloten im vorderen Sitz des Duo Discus. Im Folgenden berichten die Drei von einem spannenden Wettbewerb.

Text und Fotos: Matthias Hillmann, Christian Fort und Jochen König

Rückholtour nach Polen am ersten Wettbewerbstag

Am ersten Wettbewerbstag wurde unmittelbar nach dem offiziellen Eröffnungsbriefing Startbereitschaft hergestellt. Für den Duo stand eine Aufgabe von 200 bis 400 Kilometern und für die Clubklasse von 120 bis 220 Kilometern an. Mit Blauthermik (keine Wolken am Himmel) gingen die Pulks auf die Strecke. Bei mäßigem Steigen und mit geringer Arbeitshöhe kämpfte sich das Feld vor.
Thomas kam erst gar nicht zum Abflug und schlussendlich wurden er und Matthias mit einer Rückholtour nach Polen für die 72 belohnt. Auf einer Lichtung mitten in einem Riesenwald befand sich ein Landeplatz für Löschflugzeuge, auf dem fünf Segelflugzeuge festsaßen und auf ihre Rückholer warteten. An diesem Tag kamen nur die motorisierten Segelflugzeuge per Heimkehrhilfe zurück.

Zwischen zwei Fronten eingekeilt

Die nächsten drei Tage wurden vom Meteorologen folgendermaßen beschrieben: „Rechts ´ne Backe, links ´ne Backe, in der Mitte alles Ka… .“ Zwischen den Fronten eingekeilt waren wir mit bestem Badewetter gesegnet und durften Rüst- und Aufbauübungen absolvieren.
An Wettbewerbsfliegen war nicht zu denken, dafür an Badetouren und Alternativprogramm, inklusive Sonnenbrand. Die ankommenden Luftmassen waren stabil geschichtet und es herrschte nur schwache Blauthermik. Immer noch besser als Regen, der sonst überall über Deutschland herrschte.
Matthias brachte es auf den Punkt: „Am Wochenende fahre ich auf den Flugplatz und kann nicht an den See – nun bin ich am Flugplatz und fahre an den See. Wie erkläre ich das meinen Freunden!?“

Mit 113 km/h im Schnitt auf Platz vier

Am Wettbewerbstag fünf, erster Mai, konnte endlich wieder richtig geflogen werden. Noch unter dem Eindruck der vielen Außenlandungen des ersten Tages wurden diesmal nur kleine Strecken ausgeschrieben. Alle Klassen bauten ihre Flugzeuge auf und machten sich für das Rennen klar. Die Bedingungen waren cumulusmäßig gut und so eilte das Feld um den Kurs. Unterwegs gab es allerdings auch Schauer und Abschirmungen durch Ausbreitungen. Der Duo kam mit einem 113er-Schnitt auf Platz vier – Thomas auf Rang sechs.

Unter tollen Aufwindstraßen auf Platz zwei

Der zweite Mai brachte sehr unterschiedliche Wetter- und Thermikverhältnisse. Alle Klassen starteten und flogen auch ab. Die Strecke führte die Rennklasse nach Süden in die Sächsische Schweiz, von da aus nach Osten nach Tschechien, ins Riesengebirge und von da aus nach Norden zu einer Wende in Polen. Der Abflug in Klix war spannend, denn es wurden zunächst mehr als 1000 Meter bis zum nächsten Aufwind abgeglitten.
Im Gebirge angekommen ging es fast nur noch geradeaus. Beste Aufwinde und tolle Aufwindstraßen brachten hohe Geschwindigkeiten. So toll das Erlebnis war, endete es jäh. Zurück im Flachland wurde nur noch abgeglitten, das schwache Steigen genutzt und mit langem Hals nach Hause geflogen.
Bedauerlich wahr: Die Clubklasse brachte keine Wertung zustande. Thomas wurde mit dem Anhänger eingesammelt, für die 72 hieß es bei insgesamt vier Flugzeugen, die die Tagesaufgabe ebenfalls erfüllten: Tagesplatz zwei und Gesamtwertungsplatz zwei.

Ein harter Rückholtag

Der vierte Mai brachte die Entscheidung. Die Wetterlage schien phantastisch: Ab Vormittag Wolkenthermik. Es wurde früh aufgebaut, vorzeitig das Briefing abgehalten und zügig die Startbereitschaft hergestellt. Die Maßgabe des Tages: Fliegen und Siegen!
Nur 36 Punkte trennte uns und dem Duo-Team aus Braunschweig, die zu dieser Zeit Platz eins belegten. Alles in die Luft und ran an die anspruchsvolle Aufgabe! „Rennklasse Racing 480 Kilometer, Clubklasse Racing 400 Kilometer“, lauteten die Aufgaben für uns.
Gleich vorweg: Für Christian wurde das ein harter Rückholtag, denn schon früh kamen die ersten Abbrecher an den Platz geflogen. Auch viele Segler mit eingebautem Antrieb meldeten sich „ohne Wertung“ zurück. Endlich kommen die ersten richtigen Segler rein. Es ist die Offene Klasse. Von der Rennklasse keine Spur. Die ersten Anhänger sind auch schon unterwegs.
Christian lief wie ein Tiger über den Platz. Am Abend der Anruf von Thomas: „Kannst mich abholen, liege in Neuhausen. Was macht der Duo?“ Der Duo meldete sich genau nach diesem Anruf: 21 Kilometer von Klix entfernt auf dem Acker. Wie nun alleine beide abholen? Christians Frau Michaela kam raus, um zu helfen. Zuerst wurde der Duo geholt und danach die Libelle. Um Mitternacht waren alle wieder am Platz. Auch an diesem Tag waren wieder mehr Anhänger unterwegs als Rumkommer am Platz.

Die richtige Strategie entscheidet

Unsere Duo-Mannschaft 72 hangelte sich gemeinsam mit der führenden Braunschweiger Konkurrenz LD aus dem thermikschwachen Gebiet an der vorletzten Wende ins wenig bessere Wetter. Von dort ging es eine lange schwierige Strecke gemeinsam weiter.
Auf halbem Schenkel vor der letzten Wende trafen wir dann die bessere Entscheidung und nahmen einen Umweg unter Wolken in Kauf, während die Braunschweiger die direkte Strecke durchs Blaue zu einem Braunkohlekraftwerk wählten, das sie aber nicht mehr erreichten. Die 72 kam deutlich weiter, erkämpfte sich nochmals Tagesplatz zwei und stand letztendlich auf Platz eins der Gesamtwertung.

Das Ergebnis der Clubklasse

Am letzten Wettbewerbstag, fünfter Mai, durfte nur noch die Clubklasse das kleine Wetterfenster nutzen. Es musste noch eine Wertung her, um eine Gesamtwertung erstellen zu können. Die Aufgabe ging mal schnell nach Polen zu tollen Wolken. Nach dem Abflug zogen die ersten Gewitter auf. Thomas schaffte es auf einen tollen vierten Platz, der ihn in der Gesamtwertung den achten Platz sicherte.

Wir kommen wieder

Zusammenfassend war das Wetter während des Wettbewerbs schwierig. Die Luftmassen wechselten während der Flüge und machten lange Gleitstrecken nötig. Mitunter mischte sich auch bombastisches Steigen dazu. Die Zielanflüge verlangten ruhige Steuerbewegungen und kräftige Nerven und führten zu langen Hälsen.
Viele Außenlandungen brachten die Rückholer zum Cruisen. Die ausgeschriebenen Strecken führten in reizvolle Landschaften: Entlang des Erzgebirges nach Tschechien, über das Riesengebirge zur Schneekoppe oder über riesige Wälder in Polen.
Die Zeit außerhalb des Wettbewerbs verbrachten wir bei guter Urlaubsstimmung – immer gestärkt durch ein von Thomas täglich zelebriertes Frühstücks-Ei – radfahrend, badend oder auf Besichtigungstour in der Klixer Umgebung.
Der Klixer Wettbewerb war auch dieses Jahr wieder eine spannende und vor allem schöne Erfahrung. Natürlich war die Sensation der erste Platz des Duo-Teams. Ein großer Dank an die tolle Organisation und das Team von Aeroteam Klix. In Klix wird jetzt schon über eine Ausrichtung in 2013 nachgedacht. Und eines ist sicher: Die Langenfelder werden wieder da sein.

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