Wenn das Wetter unerwartet umschlägt und die Thermik ausbleibt oder der rettende Aufwind verpasst wird, muss die verbliebene Höhe abgeglitten werden. Liegt kein Flugplatz im Gleitwinkelbereich, bleibt nur die Landung auf dem Acker.
Jeder ambitionierte Streckenflieger oder Wettbewerbspilot verzeichnet in seinem Flugbuch oft mehrere Außenlandungen im Jahr. Mit der nötigen Umsicht durchgeführt unterscheidet sich die Außenlandung von der Landung am heimatlichen Flugplatz nur dadurch, dass sie auf unbekanntem Gelände erfolgt.
100 Meter reichen für die Landung
Segelflugzeuge sind so konstruiert und gebaut, dass sie für eine sichere Landung keinen Flugplatz benötigen, sondern lediglich ein einigermaßen ebenes, glattes und gut hundert Meter langes Feld, das hindernisfrei und möglichst in Windrichtung gelegen ist.
Da bevorzugt glatte, frisch bestellte Felder, gemähte Wiesen oder abgeerntete Felder ausgewählt werden, entsteht dem bewirtschaftenden Bauer kein Flurschaden. Werden trotz aller Umsicht Pflanzen beschädigt, wird der Ausfall selbstverständlich ersetzt.
Im Spezialhänger nach Hause
Nach der Landung werden die Helfer zu Hause informiert, die das Segelflugzeug mit einem Spezialanhänger abholen. Das Flugzeug lässt sich in wenigen Minuten demontieren und die Einzelteile können transportsicher in dem Anhänger untergebracht werden.
Präzises Landen wird trainiert
Die Außenlandung erfordert technische Fertigkeiten, die bereits während der Ausbildung gelernt und trainiert werden. Bereits zum letzten Abschnitt der Segelflugausbildung gehören Anflugübungen auf Außenlandefelder mit dem Motorsegler.
Es ist selbstverständlich, vor dem ersten Überlandflug die notwendige Fertigkeit zu erlangen, das Flugzeug auf kleinstem Raum zielgenau zu landen. Die Ziellandungen werden am Flugplatz bei unterschiedlichen Windverhältnissen trainiert.
Die ersten Überlandflüge
In unserem Verein legen die unerfahrenen Piloten, fortgeschrittenen Flugschüler oder Piloten, die erst vor Kurzem ihre Lizenz erworben haben, ihre ersten Überlandflüge von Langenfeld aus nach Westen in die Köln-Aachener Bucht. Das Gelände ist dort flach, die Felder sind zum Teil größer als unsere Segelfluggelände und sie sind in der Regel auch hindernisfrei anzufliegen.
Mit zunehmender Übung und Erfahrung wagt sich der angehende Streckenflieger dann auch in die Gegend östlich von Langenfeld. Dort erstrecken sich das Bergische Land und dahinter das Sauerland – beides typische Mittelgebirgslandschaften. Zusammenhängende Waldgebiete und Berghänge schränken die Landemöglichkeiten deutlich ein.
Fliegen im Hochgebirge
Nur den Experten vorbehalten bleibt das Segelfliegen im Hochgebirge. Die Landschaft ist dort geprägt durch schroffe Felswände und tiefe Taleinschnitte. Weiträumig finden sich kaum Landemöglichkeiten. Die Felder sind klein, oft uneben und haben fast immer Gefälle. Zur Vorbereitung von Flügen in derartigen Gebieten stehen sogenannte Außenlandekataloge zur Verfügung, in denen geeignete Landefelder in Karten eingetragen sind, oft mit Fotos sowie Hinweisen über Ausmaße und mögliche Hindernisse.
Das richtige Außenlandefeld
Wichtig ist natürlich, dass das Außenlandefeld ausreichend lang und frei von Hindernissen ist. Möglicherweise stellen auch Wege, Gräben und große Steine, die nach dem Aufsetzen überrollt werden können, oder Böschungen ein Problem dar.
Der Bereich des Anfluges auf das Feld sollte ebenso frei von Hindernissen sein. Hindernisse können Bäume und Hecken, Überlandleitungen, aber auch kleinere Telefonleitungen sowie Stacheldraht- und Elektrozäune sein.
Idealerweise ist das Außenlandefeld eben und nicht geneigt. Im hügeligen Gelände ist es allerdings oft nicht möglich, derartige Felder anzutreffen. Die Landerichtung wird dann so gewählt, dass die Landung bergauf und nicht mit dem Gefälle erfolgt.
Nur das geschulte Auge vermag es, aus großer Höhe die Geländeneigung eindeutig abzuschätzen. Dabei helfen Landschaftsmerkmale wie die Form von Feldern und der Verlauf von Straßen, Wegen und fließenden Gewässern.
Unterschiedlicher Bewuchs
Neben der Bodenstruktur spielt auch die Art des Bewuchses eine wichtige Rolle. Bestellte Felder mit niedrigem Bewuchs eignen sich fast immer. Wiesen bergen versteckte Gefahren wie Weidezäune und Gräben, die aus der Luft nicht erkannt werden.
Landungen im hohen Getreide lassen sich, jahreszeitlich bedingt, nicht immer vermeiden und können zum Ringelpietz führen, wenn während des Ausschwebens eine Tragflügelspitze zuerst in den herausragenden Halmen hängen bleibt. Ähnliches gilt für hochgewachsene Rapspflanzen, die einen dickichtartigen Bewuchs bilden und das Segelflugzeug nach erster Berührung abrupt abbremsen.
Die Segelflieger betrachten Felder mit unterschiedlicher Oberflächenstruktur und Bewuchs bereits am Boden beim spazieren gehen oder autofahren und vergleichen die Eindrücke mit ihren Beobachtungen aus der Luft. Dies hilft, die Geländeneigung, die Bewuchshöhe und die Eignung Felder für Außenlandungen besser einzuschätzen und zu bewerten.
In Flughöhen, in der kein Flugplatz mehr ohne zusätzlichen Aufwind erreichbar ist, führt der sichere Flugweg von Landefeld zu Landefeld. Rechtzeitig wird sich nach einem neuen Landefeld und geeigneten Alternativen umgesehen, um eine Außenlandung ohne großen Zeitdruck und Stress vorbereiten zu können.
Bereits vor der Auswahl des Landefeldes werden sorgfältig Windrichtung und Windstärke beobachtet. Oberfläche, Geländeneigung und Bewuchs des ausgewählten Feldes werden beurteilt. Es wird ständig überprüft, ob das Feld und der Anflug dahin frei von Hindernissen sind. Der Ablauf der Landung erfolgt dann wie nach dem am Flugplatz trainierten Verfahren mit vorgeschalteter Platzrunde und eingeübter Landeeinteilung.